Geschichte

Die Geschichte der Pfarre St. Oswald

Der Pfarrort St.Oswald ist uralt.
Man sagt eher zu wenig als zu viel, wenn man behauptet, daß er schon im 10. Jahrhundert, wohl nicht als Pfarre, sondern als Ortschaft bestand.

Nachdem Carl der Große die Awaren besiegt und bis an die Leitha und die March zurückgedrängt hatte, rückten an ihre Stelle Ansiedler aus Süddeutschland nach und sie bauten Kapellen und Kirchen, da sie sich zum Christentum bekannten.

So geschah es auch in dem Bezirke, der zwischen dem Sarmingbache und der großen Ysper, der Donau und dem Ursprung der genannten Bäche liegt, zu St.Oswald und zu Nöchling.
Beide Orte erhielten den Namen Neukirching, oder nach schwäbischer Aussprache in jener Zeit Nonchilinga, Nöchling.
Die Unterscheidung zwischen den beiden Orten bildeten anfänglich die Kirchenpatrone.
Man sprach von einem Nochilinga zum heiligen Jakob und von einem Nochilinga zum heiligen Oswald.

St.Oswald hatte unter den beiden Orten den Vorrang, da St.Oswald Gerichtsstätte war.
Am Stockberg bei St.Oswald knüpft sich nämlich die Sage, daß auf demselben Todesurteile vollzogen wurden
und die in den St.Oswalder Sterbebücher vorkommenden Eintragungen besagen, daß der jeweilige Besitzer, der in der Nähe des Stockberges liegenden Abdeckerei als Freimann oder Scharfrichter in Verwendung stand.
Die Gerichtsstätte wurde später von St.Oswald nach Ysper und dann nach Rorregg verlegt. (1)

Das Patronat von St.Oswald knüpfe sich an die Besitzer der Herrschaft Nonchilinga, beziehungsweise Ysper und Rorregg und wurde von den Besitzern der Güter Persenbeug nur insofern ausgeübt, als sie zugleich Eigentümer des Gebietes der Herrschaft Nonchilinga (Ysper, Rorregg) waren. (2)
Das Patronat von St.Oswald wurde um 1800 mit der Herrschaft Persenbeug vereinigt, die bis heute das Patronat ausübt. (3)

Als Besitzer der Herrschaft Nonchilinga sind kurz folgende zu bezeichnen:

Vorerst war das Land als erobertes Gebiet Eigentum der fränkisch-deutschen Könige und ihrer Nachfolger geworden.

Am 29. April 998 schenkte Kaiser Otto III. seinem Vetter, dem bairischen Herzog Heinrich dieses Gebiet, für seine Hilfe und Unterstützung bei der Niederwerfung eines Aufstandes in Rom.
Der spätere Kaiser Heinrich II. brachte das Gut der hochfreien Familie der Sempt-Ebersberger ein, die es mitsamt Persenbeug den Babenbergern vererbte.
Als Friedrich von Stephaning, aus der Familie der Burggrafen von Regensburg, im Jahre 1160 die von ihm erbaute Kirche in St.Oswald durch seinen Onkel, Bischof Konrad von Passau, zur Pfarrkirche erheben und weihen ließ,
war "Nochilinga" bereits in der Hand der Babenberger. (4)

Über den Böhmenkönig Ottokar kam die Herrschaft an die Habsburger. Agnes, die Tochter König Albrechts II. und verheiratet mit dem Ungarnkönig Andreas III.,war 1301 mit 21 Jahren bereits zur Witwe geworden.
Sie erhielt die "Grafschaft Weitenegg" mit Persenbeug und "Nochilinga" als Witwengut und lebte hier bis 1364.
Nach ihrem Tod übertrug Herzog Rudolf IV. die Güter an die Allerheiligenpropstei bei Stephan in Wien, das er zu einem Bistum erheben wollte. 1368 verzichtete die Propstei wiederum zu Gunsten des Landesfürsten, die den Besitz nun in der Familie behielten, jedoch in der Folge sehr oft verpfändeten.
Kaiser Maximilan hielt sich hier jedoch öfter zur Jagd auf. 1593 verkaufte Kaiser Rudolf II. die Herrschaften Persenbeug mit Wimberg, Yspertal, Raxendorf und Emmersdorf an Albrecht Ferdinand von Hoyos.
Im Jahre 1800 erwarb der kaiserliche Familienfonds die Herrschaften und übernahm 1848, nach der Auflösung der Grundherrschaften, die im Eigenbesitz bewirtschafteten Güter.
Sie verblieben bis heute im Besitz der Familie Habsburg-Lothringen.


Die Pfarre St.Oswald, die 1160 von der "Urkirche" Petzenkirchen abgetrennt worden war, hatte ein derart großes Pfarrgebiet, daß sie selbst wieder zur "Mutterpfarre" wurde.
Im 14. Jahrhundert entstanden in Dorfstetten und Nöchling Vikariate, die 1681 als eigene Pfarren abgetrennt wurden sowie in Ysper und Pisching Tochterkirchen, die 1787 bzw. 1784 Pfarr- rechte erhielten.

Literaturverzeichnis:
1) Geschichtliche Beilagen zum St.Pöltner Diözesanblatt (Consistorial-Currenden), Band IV.
    St.Pölten 1890 (=G.B.IV)
2) Hippolytkalender 1970, St.Pölten 1969
3) Geschichtliche Beilagen zum St.Pöltner Diözesanblatt (Consistorial-Currenden), Band XI,
    St.Pölten 1932 (=G.B.XI)
4) Gerhard Flossmann  "Der Bezirk Melk", II. Band (S. 387-393)



Die Errichtung einer Pfarre in der Bedeutung des Wortes zu St.Oswald fällt in das Jahr 1160, und ist so gekommen:
Marktgraf Leopold der Heilige, welcher seine Tochter Bertha 1133 an den Grafen Heinrich von Stephaning, Burggrafen von Regensburg, verheiratete, gab dieser für sie und ihre Nachkommenschaft die Herrschaft Persenbeug und Nochelingen zum Fruchtgenusse. Berthas Sohn nun, Graf Friedrich von Stephaning, bat seinen mütterlichen Oheim, den Bischof Konrad von Passau, daß er die Kirche in Nochelingen, welche auf Friedrichs Grund erbaut war, zu einer Pfarrkirche erhebe. Der Bischof erfüllte die Bitte seines Neffens, weihte die Kirche, machte sie zur Mutterkirche für die ganze Herrschaft Nochelingen, gab seinen Drittelzehent, den er in diesem Pfarrbezirke besass, zur Pfarre, bestimmte ihre Grenzen und gab über dieses Alles eine Urkunde zu St.Johann in Sabiniche (Waldhausen) am 22. September 1160   ( 1) G.B.IV/Seite 307 f.
Sie lautet: In nomine sancte........integrum exstat (Urkunde in Latein sowie die Kopie der
Originalurkunde sind vorhanden

1160  Kirche wird erbaut und zur Pfarrkirche erhoben.
1230  erscheint St.Oswald das erstemal als Markt. Damals dienten dem Landesfürsten 62
          Lehen und 26 Hofstätten
1428 und 1432  plünderten und verwüsteten die Hussiten hier viele Häuser.
1613  wütet in St.Oswald ein großer Brand, dem wahrscheinlich auch die Kirche zum Opfer
          gefallen ist.
1643  ab diesem Jahr werden die Matrikenbücher
(Taufbuch, Trauungsbuch und Sterbebuch) geführt.
1680  17 Personen sterben in St.Oswald an der Pest.
1691  St.Oswalder unternehmen zum erstenmal eine Prozession nach Maria Taferl.
1732  brennt der Pfarrhof und das Kirchendach ab, der Turm bleibt verschont.

1803  ein Blitz zündet im Kirchturm. Das Feuer wird jedoch durch den Bäckermeister
          Oswald Scheuchenstuhl und dessen Bruder glücklich gelöscht.
1844  Bau einer Schule in St.Oswald Nr. 17
1859  In St.Oswald brennen 5 Häuser nieder. In Folge dieses Brandes wird in St.Oswald ein Feuerwehrverein ins Leben gerufen.
1872  9.2. Kaiserin Carolina Augusta stirbt. Sie war eine große Wohltäterin der Pfarre.
          Die Herrschaft Rorregg und damit auch das Patronat über die Pfarre St.Oswald kommt nun an Kaiser Franz Josef. Die Herrschaft Rorregg wurde bis heute dem
Habsburg-Lothringen'schen Geschlecht weitervererbt.
1872  18.5. Eine Feuersbrunst legt den größten Teil von St.Oswald in Asche. Das Kirchen-
          dach  und Turmdach brennen gleichfalls zusammen, Uhr und Glocken fallen herab.
          Im Pfarrhaus kommt bloß das Dach des Wohngebäudes und ein Holzschuppen zu
          Schaden.
1872  5.8. Glocken kommen wieder auf dem Turm
1873  Turmkreuz wird gesetzt (bleibt 100 Jahre lang!)

1912  Ortswasserleitung wird gebaut
1942  Kirchenglocken müssen abgeliefert werden
1952  Vier neue Kirchenglocken werden angeschafft (Glockengießerei St.Florian)
1954  Die 1. Kirchenheizung (der Diözese St.Pölten) wird in der Pfarrkirche St.Oswald
          eingebaut.
1956  Die Pfarre übernimmt Patenschaft über ein Missionsgebiet in Namibia; Missionar Pater Alfred Zaby wird 1981 Ehrenbürger der Gemeinde St.Oswald.
1963  Rettungsstelle St.Oswald wird gegründet.
1967  Umbau und Adaptierung des Pfarrhauses.
1969  Seit diesem Jahr finden im Pfarrhof - in den Sommermonaten - Lagerwochen für die
          Jugend statt.
1970  Neues Feuerwehrhaus wird errichtet.
          Erweiterung des Friedhofes.
1971  Elektrifizierung des Glockengeläutes.
1972  Neue Gestaltung des Kirchenplatzes.
1973  Außenrenovierung der Pfarrkirche. Neues Turmkreuz
1974  Neue Volksschule wird errichtet
1978  Innenrenovierung der Pfarrkirche
1979  Neuer Kindergarten
1982  Neue elektrische Turmuhr wird eingebaut.
1984  13.07. Großes Hagelunwetter in St.Oswald, Hagelkörner mit einem Durchmesser
          bis 12 cm und bis 60 dag schwer bohren sich wie Geschoße durch die Dächer
          (24 Millionen Schilling Schaden).
1984  14.07. Überreichung des Gemeindewappens durch Landeshauptmann Mag. Siegfried
          Ludwig.
1985  Die Schalung des Kirchturms wird erneuert und das Turmdach mit Kupfer eingedeckt.
1985  16.6. Das restaurierte Turmkreuz wird gesteckt
1992  Neugestaltung des Kirchenplatzes. Ein Brunnen wird aufgestellt, entworfen und
          gestaltet von Steinmetz Oswald Renner aus St.Oswald
1996  27.10.: Feierliche Weihe der neu errichteten Aufbahrungshalle und Segnung des
          erweiterten Friedhofes. Der akademische Maler und Bildhauer Robert Herfert aus
          St.Pölten hat die neue Aufbahrungshalle mit einem Fresko ausgestattet, das sich
          mit dem Thema "Jakobsleiter" auseinandersetzt.

 

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