Vor 75 Jahren: 30.000 Besucher bei Passionsspielen in St.Oswald

Passionsspieler

Die Pfarrjugend beschloss auf Initiative von Pfarrer Josef Ramharter Passionsspiele aufzuführen. Das Leiden und Sterben Jesu Christ wurde in den Jahren 1949 und 1950 insgesamt 49 Mal im "Festspielhaus" (Pfarrstadl) aufgeführt. 

Mit dem Erlös von den 30.000 Besuchern wurde die Kirche aus dem Jahre 1160 nicht nur außen und innen renoviert, sondern es wurde auch die erste Kirchenheizung der Diözese eingebaut.

Die Gemeindesekretärin Anna Eder (Lamberger) schrieb die Texte für die fast 70 Teilnehmer mit der Hand heraus. Der Kirchenchor probte unter Berta Hauer - sie leitet den Chor seit 1948 - passende Lieder zur Passion.

Zimmermeister Johann Eder wurde zum Umbau des Pfarrstadels zu einem "Festspielhaus" beauftragt, das gespendete Holz wurde auf der Wurzer Säge geschnitten. Aus dem Stadel entstand ein Saal mit 373 Sitzplätzen - selbst gefertigte Klappsesseln. Die ansteigenden Bankreihen boten einen guten Ausblick auf das Geschehen. Um den Platz gut auszunützen, war ein Balkon mit gleichfalls ansteigenden Sitzen eingebaut worden.

So bemühten sich 70 junge Leute und der Kirchenchor mit 30 Mitgliedern in St.Oswald ab Allerheiligen 1948 fast den ganzen Winter hindurch bei der Probenarbeit. Das war insofern aufwendig, weil viele Mitwirkende einen zweistündigen Anmarschweg hatten, der nach Beendigung der Probe wiederum zu bewältigen war. Die Premiere des vierständigen Spiels fand am Dienstag in der Karwoche, am 12. April 1949, statt. 

Es war nicht nur ein Spiel, das die Bauernsöhne und -töchter  hier boten, es war eine überdurchschnittliche Laiendarstellung, die mit gläubigem Herzen "gelebt" wurde und die Zuschauer in den Bann zog. Besonders überzeugend war der Christusdarsteller, der Elektriker Willi Schwarzl. Der jüngste Darsteller war der inzwischen verstorbene 10jährige Walter Eder, der Pilatus die Botschaft vom Traum seiner Gattin überbrachte. 

Viele Besucher kamen mit Bussen zu den Passionsspielen in St.Oswald. Für große Busse war es jedoch ein Problem, zum Festspielort zu kommen, denn die Straße, die über Serpentinen in den kleinen Waldviertler Ort heraufführte, war sehr schmal.

Die Passionsspiele von St.Oswald wurden ein riesen Erfolg. So mussten die Aufführungen gleich um ein ganzes Jahr verlängert werden.

Die Jugendlichen waren zwar immer mit großer Freude, Einsatz und Überzeugung bei der Sache, die Anspannung und die benötigte physische und geistige Kraft waren jedoch groß. Im Sommer herrschte oft starke Hitze im "Festspielhaus". Abhilfe schaffte die Feuerwehr, die das Dach der Scheune oft stundenlang besprühte um möglichst angenehme Bedingungen für die Zuschauer und Akteure zu schaffen.

Das sonntägliche Spiel hatte eine gute Gemeinschaft entstehen lassen. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass man im Jahre 1955 von einer Neuauflage des Passionsspiels in St.Oswald sprach. Das "Festspielhaus" sollte vergrößert und mit einer Drehbühne ausgebaut werden. Ein Herzinfarkt des Pfarrers und die vielen baulichen Auflagen verhinderten wohl dieses Vorhaben.

(von Josef Scheuch aus dem Nochilinga-Heimatbuch)

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Passionsspieler von St.Oswald

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20.03.2024

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