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„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben …“ - Jeder weiß, wie das Zitat weitergeht. Doch ist die Kultur der guten Nachbarschaft wirklich so schwer?
Wie so vieles, Wesentliches im Leben wär’s, ist’s eigentlich ganz einfach: Gehen wir auf ein Du, auf einen Nachbarn, mit offener Hand oder gestreckter Faust zu? Mit einem herzoffenen Lächeln, einem höflichen Gruß, ein paar freundlichen Worten? Oder wenden wir uns ab, machen einen Bogen um die Nachbarn? Lieber keine Begegnung?! Flucht? Nur nicht anstreifen?!
Nachbarschaft ist die kleine Welt in der die große ihre Probe hält … Wir sehnen uns nach „Welt-Frieden“? Ja, klar, und was ist Ihr, unser, mein Beitrag dazu? Schicken wir dem Nachbarn gleich die Polizei vorbei, weil er mal „länger und intensiver“ feiert? Trommeln wir an seine Tür? Verkehren wir über Anwälte miteinander? –
Oder bringen wir mal kurz ein paar selbstgebackene Kekse vorbei, als Dank für den unlängst ausgeborgten Schraubenschlüssel oder die zwei Zwiebeln, als die köstliche Mahlzeit daran zu scheitern drohte …
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt!“ Diese Weisheit stammt aus Friedrich Schillers Tragödie „Wilhelm Tell“. Und drückt aus, dass sogar der „reinste, wahrhaftigste Mensch“ Schwierigkeiten hat, inneren Frieden zu finden, wenn er von einem feindlich eingestellten Nachbarn gestört wird.
Nachbarschaft ist ein Möglichkeits-Raum: Wollen wir aus den Optionen etwas Konkretes machen? Beziehungs-Aufbau? „Schön, dass Sie da sind!“ „Wollen wir uns mal bei einer kleinen Jause näher kennenlernen?“ – „Darf ich Sie einladen?“
Können/wollen wir uns vorstellen, dass die Person nebenan ein MENSCH wie ich ist? Mit allen Ängsten, Sorgen, Freuden, Sehnsüchten wie ich? Obwohl ich gehört hab, die ist eine Impfgegnerin, der ist von der anderen Partei, die sind Vegetarier … Einfach mal den Versuchsballon ein paar netter Worte starten … Wer weiß, was Schönes passiert?!
Das ganze Leben sendet permanent Einladungen aus! Wir können – dürfen sie annehmen oder zurückweisen.
Aber, bitte, warum soll ich mich um die Chance einer guten Nachbarschaft, aus der eine Lebens-Freundschaft werden könnte, bringen?
Ich geh mal kurz rüber – mit einer Bonbonniere – und sag: „DANKE, dass es Sie gibt … Danke, dass wir einander leben lassen … Danke, dass wir – wenn nötig, im Krisenfall – füreinander da sind. Danke, dass wir ein wohlwollendes Lächeln füreinander haben.“
Quelle: Kulturregion NÖ - Schaufenster-Magazin, Text: Manfred Greisinger
10.06.2025