Das Wunder von St.Oswald

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Lebensrettung: Anton Schuster erlitt zuhause einen Herzinfarkt. Seine Frau holte rasch Hilfe. Der 57-Jährige wurde erfolgreich reanimiert.


Ehefrau Gertrude Schuster setzte die Rettungskette rasch in Gang. Anton Schuster überlebte den Herzinfarkt ohne Folgeschäden.
Es waren dramatische Szenen, die sich am Sonntag, den 10. Oktober 2010, im Haus direkt neben der Rettungsstelle in St. Oswald (Bezirk Melk) abspielten. Regungslos lehnte Anton Schuster im Schreibtischsessel, sein Gesicht war weiß, das Leben des heute 57-Jährigen hing an einem seidenen Faden. Er hatte einen Herzinfarkt erlitten.

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Fotos von Leo Baumberger: von links  Notarztsanitäter Florian Miscimi, Ortsstellenleiter Johann Hinterleithner, Notarzt Dr. Jens Sapinsky vom NEF Pöggstall, Martin Hinterndorfer, Gertrude Schuster, Anton Schuster, Brigitta und Gerhard Eder.

"Toni, schläfst du?"

Vier Monate nach dem lebensbedrohlichen Vorfall sitzt Anton Schuster am Küchentisch: "Die Ersthilfe muss ausgezeichnet funktioniert haben", sagt er und wirft seiner Frau einen Blick zu. Gertrude Schuster (55) ist seit 30 Jahren ehrenamtliche Rettungssanitäterin beim Roten Kreuz St. Oswald. Sie war es, die an jenem Sonntagabend die Rettungskette in Gang setzte. Und ihrem Mann so das Leben rettete.

Wie lange der 57-Jährige bereits ohnmächtig war, weiß auch sie nicht. "Ich hab' mir zuerst gedacht er schläft", sagt die langjährige Sanitäterin. "Dann hab' ich sofort gewusst, was los ist." Alleine schaffte sie es nicht, ihren Gatten vom Sessel zu heben, sie wählte daher die Nummer eines Rettungskollegen. Doch am anderen Ende der Leitung meldete sich der Wirt des Gasthauses, in dem die 55-Jährige ab und zu arbeitet. Sie hatte sich in der Hektik verwählt.

"Der Wirt hat gleich einen Mann raufgeschickt", schildert Gertrude Schuster die längsten Momente ihres Lebens. "Zufällig war im Wirtshaus auch eine bestens ausgebildete Krankenschwester, die auf einer Herzstation arbeitet." Die beiden Wirtshausgäste eilten zu Hilfe. Gertrude Schuster alarmierte inzwischen den Notruf 144.

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Foto von Leo Baumberger

Lebendes Beispiel

Anton Schuster weiß: "Wichtig war die rasche Hilfe vor Ort." Die Krankenschwester begann mit der Herzdruckmassage, Gertrude Schuster beatmete ihren Mann durch den Mund. Ortsstellenkommandant Martin Hinterndorfer eilte mit dem Defibrillator herbei. Und einige Elektroschocks später pumpte das Herz von Anton Schuster wieder. Ortsstellenleiter Johann Hinterleithner betont: "In der Regel dauert es 15 bis 30 Minuten, bis der Defi angelegt wird. Dann ist es zumeist aussichtslos." Herr Schuster sei "ein lebendes Beispiel dafür, wie wichtig eine Rettungsstelle vor Ort ist". Doch zu wenige Leute engagieren sich ehrenamtlich, bemängelt der 46-Jährige: "Auf 2000 Einwohner kommen nur 25 Ehrenamtliche und ein Zivildiener."

Die Herzerkrankung ist Anton Schuster heute kaum anzumerken. Jeden Tag absolviert er sein Trainingsprogramm. Und lebt "bewusster". Denn: Nur etwa drei von hundert Patienten überleben einen Hinterwandinfarkt, wie er ihn hatte.

Wie man im Ernstfall bestimmt richtig reagiert

Ob im Büro, beim Einkaufen oder zuhause - auf eine reglose Person könnte man überall stoßen. Elfriede Wilfinger, Vizepräsidentin des Roten Kreuzes NÖ über die ersten Schritte: "Ansprechen, berühren und die Atmung kontrollieren." Keine Reaktion? "Sofort den Notruf 144 wählen." Wichtig sei, rasch mit der Herzmassage zu beginnen. Dazu soll die Person auf einer harten Unterlage liegen. Elfriede Wilfinger: "Die Handflächen übereinanderlegen, mit den Handballen am unteren Ende des Brustbeins ansetzen und fünf bis sechs Zentimeter eindrücken." 30-mal Herzmassage und zwei Mal Mundbeatmung sind abwechselnd durchzuführen - solange bis der Notarzt kommt. Je schneller man reagiert, desto höher sind die Überlebenschancen.

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Foto von Leo Baumberger

Text von Thomas Koppensteiner, KURIER NÖ WEST

16.02.2011

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